Forschungsfrage: Wie formuliere ich eine Hypothese richtig?
Noch bevor die wissenschaftliche Arbeit so richtig starten kann, stellt sich einem jeden Student schon die erste Hürde in den Weg. Zunächst muss festgelegt werden was genau in der Bachelor-, Master- oder Hausarbeit untersucht werden soll. Denn ohne Thema und konkrete Forschungsfrage kann auch nichts untersucht werden. Der Prozess der Themenfindung für wissenschaftliche Arbeiten ist hierbei eine Sache. Hat man das Themenfeld identifiziert, welches einen interessiert und woraus die Forschungsfrage entnommen werden soll, muss man in einem nächsten Schritt aber noch die Forschungsfrage selbst definieren. Und das ist manchmal gar nicht so einfach wie es sich anhört.
Forschungsfragen und ihre Stolperfallen
Eine Forschungsfrage ist letztendlich auch nur eine Frage. Und Fragen stellen wir uns ja eigentlich zur Genüge, aber einem Themenfeld entsprechend eine Hypothese aufzustellen, die in einer wissenschaftlichen Arbeit untersucht werden soll, kann zum Problem werden. Hier wartet die eine oder andere Stolperfalle auf dich.
Zu weit gefasste Formulierung
Hier lauert der erste Stolperstein. Du machst dir die Arbeit an deiner Forschungsfrage sehr schwer, wenn du eine Frage zu umfangreich stellst. Natürlich hast du so ein weites Feld zu dem du viel schreiben kannst, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du mit dem Platz nicht auskommst oder die Arbeit an Aussagekraft verliert, weil du zu allgemein gearbeitet hast, ist ziemlich hoch. Versuche die Forschungsfrage deshalb so konzentriert wie möglich zu stellen.
Missverständliche Formulierung
Doch die Formulierung weist noch mehr Tücken auf. Vermeide eine missverständliche Formulierung. Diese kommt zum Beispiel dann zustande, wenn du versuchst zu viele Informationen zeitgleich in deiner Forschungsfrage unterzubringen. Wird die Frage zu lang, kann es sein, dass sie missverständlich wird. Versuche deshalb trotz enger und konzentrierter Formulierung auf ein Thema hin die Fragenformulierung einfach zu halten.
Widersprüchliche Formulierung
Außerdem solltest du widersprüchliche Formulierungen vermeiden. Du bearbeitest eine wissenschaftliche Frage, die auch zu einem Ergebnis kommen soll. Ein Widerspruch macht die Frage quasi unlösbar und somit auch nicht wissenschaftlich.
Nicht beantwortbare Frage
Eine Forschungsfrage sollte auch immer eine Antwort haben können, d.h. sie sollte realistisch sein. Unrealistische Fragen, die man nicht erforschen kann, bieten keine Grundlage einer wissenschaftlichen Arbeit. Suche also nach einem Themengebiet in dem eine realistische und nachvollziehbare Forschungsfrage gestellt werden kann.
Keine offene Frage
Die letzte Stolperfalle besteht darin, dass du eine Frage formulierst, die nicht offen ist. Du solltest keine Frage formulieren deren Antwort schlichtweg ja oder nein sein kann. Wähle eine Forschungsfrage die offen gestaltet ist und deren Lösung oder Antwort sich während deiner wissenschaftlichen Ausführungen entwickeln kann.
Zusammengefasst sollte eine wissenschaftliche Frage also nicht zu umfangreich oder missverständlich formuliert, sowie beantwortbar, offen und realistisch sein. Erfüllt deine Frage all diese Kriterien hast du eine passende Forschungsfrage gefunden.
Hypothese formulieren – das Stellen der Forschungsfrage
Wie kommst du jetzt zu deiner passenden Forschungsfrage, die die genannten Kriterien erfüllt? Das möchten wir dir anhand eines Beispiels des Weges zu deiner Forschungsfrage verdeutlichen.
Hier ist eine Möglichkeit aufgezeigt, wie du die Forschungsfrage für deine Abschlussarbeit erarbeiten kannst. Wie du siehst spielen viele verschiedene Schritte zusammen.
1. Thema formulieren
Bevor du an deiner Forschungsfrage arbeiten kannst solltest du zunächst das Thema bzw. das Themengebiet festlegen und formulieren. Als Beispiel nehmen wir das Thema: Kinderarmut in Deutschland. Ausgehend von diesem Thema soll jetzt eine Forschungsfrage formuliert werden.
2. Thema befragen (W-Fragen)
Der nächste Schritt umfasst die Befragung deines Themas. Und das ist durchaus wörtlich gemeint. Mit Hilfe der bekannten W-Fragen (Wer, Was, Wo, Wie, Wann, Wozu, Wodurch, Wieso, Warum, Weshalb) kannst du dein Thema näher betrachten und verschiedene Aspekte in das Thema miteinbeziehen.
Beispiel: Kinderarmut
- Wer ist im Gebiet XY von Kinderarmut betroffen?
- Welche Ursachen für Kinderarmut sehen Pädagogen/Eltern?
- Welche Initiativen ergreifen Kinder?
- Wo gibt es Beratungsstellen?
- Wer ist zuständig?
- Welche Auswirkungen hat die Armut auf Kinder?
- Welche Wege gibt es für die Kinder aus der Armut?
Anhand dieser Fragen kann das Thema näher betrachtet werden.
3. Fragencluster bilden
Die Fragen werden jetzt zu Fragenbereichen geclustert. Also welche Fragen lassen sich unter einer „Ober-Frage“ zusammenfassen, bzw. passen zu einer bestimmten Frage. Für unser Beispiel kann das folgendermaßen aussehen:
Welche Ursachen gibt es für Kinderarmut?
- Welche Ursachen sehen Pädagogen?
- Welche Ursachen sehen Eltern?
Welche Maßnahmen werden gegen Kinderarmut ergriffen?
- Welche Wege gibt es für Kinder aus der Armut?
- Welche Beratungsmöglichkeiten stehen betroffenen Kindern/Eltern zur Verfügung?
Clustere so nach und nach alle Frage in kleine Gruppen. So erhältst du einzelne Themengebiete des Themas aus denen du eine Forschungsfrage entwickeln kannst.
4. Auswahl Hauptarbeitsaspekte und passende Methoden
In diesem Arbeitsschritt überlegst du dir welche Vorgehensweisen zu deinen Fragenclustern passen könnten. Du gibst an mit welchen Methoden du die zu bildende Forschungsfrage bearbeiten würdest. Anhand des Beispiels könnte das dann so aussehen:
- Welche Beratungsmöglichkeiten/Hilfsmaßnahmen gibt es?
- Welche Perspektiven haben die Kinder?
- Methoden: Interview mit Amtsmitarbeitern zur Erfragung von Maßnahmen, Interview mit Eltern, Interview mit Kindern, Literaturrecherche zum Thema.
Anhand der Methoden kannst du dann abschätzen wo sich eine Forschungsfrage lohnt und welche Möglichkeiten der Bearbeitung du hast.
5. Forschungsfrage ableiten
Jetzt steht der letzte Schritt an, die Forschungsfrage wird formuliert. Drücke deine Frage möglichst in einem Satz aus, ohne dass er zu kompliziert wird. Eine weitere gute Hilfe um deine Forschungsfrage zu formulieren ist, genau zu beschreiben was du in deiner Arbeit genau machst, bzw was du genau untersuchen möchtest in deiner wissenschaftlichen Arbeit. Für unser Beispiel könnte sich folgende Forschungsfrage ergeben:
„Welche Zukunftsperspektiven haben Kinder im Gebiet XY, die von Kinderarmut bedroht sind, nachdem sie Hilfsmaßnahmen zugeführt wurden?“
Forschung geht nicht immer geradeaus
Eine Forschungsfrage entwickelt man also meist nicht einfach so über Nacht, aber es ist auch nicht völlig unmöglich. Anhand unseres Beispiels konnten wir dir hoffentlich zeigen, dass es gute Möglichkeiten gibt mit ein bisschen Arbeit und Kreativität eine Forschungsfrage zu entwickeln. Mit einer gut formulierten und treffenden Forschungsfrage erleichterst du dir auch die Bearbeitung deiner Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit. Selbst bei Hausarbeiten ist eine sauber formulierte Hypothese wichtig für die Erarbeitung. Wir prüfen deine Bachelorarbeit auf die Stimmigkeit von Hypothese und Inhalt. Das gleiche gilt für Masterarbeiten, auch auf englisch ist ein Lektorat möglich.
Als Hilfestellung findest du den Ablauf zur Entwicklung einer Forschungsfrage noch einmal als Datei hier zum Download.
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