Dissertation – Teil 3: Die Ausarbeitung der Doktorarbeit
Nach der Themenfindung, der Klärung der Finanzierung des Dissertationsprojekts und der finalen Entscheidung für den Betreuer kann der Startschuss für das Verfassen der Dissertation fallen. Ich habe mit der Verschriftlichung meiner Doktorarbeit Ende 2007 begonnen und konnte die fertige Dissertation im Mai 2011 an der Universität Siegen einreichen. Bis dahin war es ein langer, teils entbehrungsreicher und steiniger Weg. In diesem dritten Teil soll es um den Prozess des Abfassens inklusive Recherche, Schreibblockaden und Krisen gehen.
Prozess der Literaturrecherche und Eingrenzung des Themas
Zunächst ist es wichtig, eine umfangreiche Literaturrecherche und Materialsichtung zu starten, um sich bewusst zu machen, was für Forschungsliteratur es schon zum Thema gibt, wo etwaige Forschungslücken/Forschungsdesiderate liegen, an die man mit der eigenen Dissertation anknüpfen kann. Auch die theoretische Ausrichtung der eigenen Forschungsstudie sollte man anhand dieser Recherchen ausfeilen und den Innovationsgehalt selbiger überprüfen.
Hierbei ist es allgemein empfehlenswert, die entsprechenden eigenen Thesen zum Thema in gebündelter stichpunktartiger Form nicht nur regelmäßig mit dem Betreuer/der Betreuerin der Arbeit, sondern im Rahmen von Forschungssymposien, internen Forschungskolloquien und facheigenen Tagungen (z. B. Deutscher Romanistentag, Deutscher Italienistentag, Forum Junge Romanistik usw.) vorzutragen und im Plenum zu diskutieren. Auch mir war die Vorstellung und Diskussion der Kernthesen meines Dissertationsprojekts im Rahmen von Tagungen und dem einmal wöchentlich stattfindenden Forschungskolloquium meiner Doktormutter eine große Hilfe. Hier habe ich zahlreiche Anregungen, konstruktive Kritik sowie wertvolle Ratschläge von anderen Studierenden, Promovierenden und Hochschulprofessoren bekommen, die ich in die Ausarbeitung meiner Doktorarbeit einfließen lassen konnte. Diese führten zu einer noch intensiveren kritischen Auseinandersetzung mit dem Theoriegebäude und dem Textkorpus.
Der richtige Umgang mit Krisen und Schreibblockaden
Zwangsläufig kommt es während den durchschnittlich zweieinhalb bis fünf Jahren des Abfassens der Dissertation zu Krisen und Schreibblockaden, die durch ganz unterschiedliche Gründe ausgelöst werden können: Sei es, dass sich die Promovierenden nicht in allen Phasen der Ausarbeitung gut von Ihren Doktorvätern/-müttern betreut fühlen oder dass der Doktorand/die Doktorandin auch ein negatives Feedback bzgl. der ausgewählten Theoriekonzepte, auf die sich die Thesen der Arbeit stützen, bekommt. Auch ich habe bei Kolloquien und Tagungen durchaus auch negatives Feedback zu den von mir gewählten geschichtsphilosophischen Konzepten bekommen, was mich zwischenzeitlich sehr an meinem Forschungsvorhaben zweifeln ließ. Gelegentlich hatte ich in dieser Projektphase sogar den Gedanken, aufzugeben und die Doktorarbeit ad acta zu legen.
In solchen Krisenzeiten ist es wichtig, sich mit seinem Betreuer intensiv über diese Erfahrung auszutauschen und sich positive Bestärkung im universitären, fachlichen sowie persönlichen Umfeld zu holen. Zudem ist es in derartigen Situationen ratsam, sich daran zu erinnern, was für enorme Schritte man bereits auf dem Weg zum Ziel gemacht hat. Eventuell konnte man sich gegen viele Mitstreiter durchsetzen, um eines der begehrten Stipendien zu bekommen und/oder durch Vorträge bei Tagungen derart überzeugen, dass man seine Thesen in einem Aufsatz niederschreiben und in einem Sammelband publizieren durfte.
Die Schöpfung neuer Motivation aus den Krisen
Generell hatte ich den Eindruck, dass ich im ersten Jahr der Projektphase sehr viel geschafft hatte, während es mir im zweiten Jahr so vorkam, als würde ich kaum vorankommen, was mich gelegentlich desillusionierte. Doch auch das ist normal, denn zu Beginn begibt sich der Doktorand sehr motiviert an die Arbeit und nach einer gewissen Zeit tauchen bestimmte Fragestellungen auf, die nochmals dezidiert betrachtet werden müssen, sodass man sich gelegentlich verzettelt und viel Zeit in einzelne Aspekte investiert, was sich doch am Ende als sehr lohnenswert herauskristallisieren kann. Letztlich gehören Umwege, Krisen und Blockaden zum normalen Verlauf einer Promotion.
Generell kann ich bei Schreibblockaden empfehlen, das gewohnte Arbeitsumfeld für eine bestimmte Zeit zu verlassen, sei es, in den Urlaub zu fahren, einen Forschungsaufenthalt im Ausland zu absolvieren, Freunde/die Familie zu besuchen o. Ä. Auch mir hat mein dreimonatiger Forschungsaufenthalt in Rom im Frühjahr 2010 einen sehr großen Motivationsschub für das letzte Jahr der Projektphase verliehen. Das Verlassen des Arbeitsumfelds fördert demnach nachhaltig das Entstehen neuer Kreativität und Kraft, die man vor allem für die letzten Monate vor der Abgabe der Dissertation, d. h. die Schlussphase, die ich im nächsten Beitrag thematisieren werde, benötigt.
0 Kommentare