Gedanken über das Vorwort
Erster Gedanke: Es ist allgemein bekannt, dass die Wissenschaft nicht ohne Vorwort auskommt, denn selbst sie muss klarlegen, was wissenschaftlich oder wissenschaftliches Arbeiten überhaupt bedeutet.
Das tut sie sinnvollerweise über ein Vorwort. Sollte sie zumindest: dar- oder klarlegen, was sind ihre Ziele, was hat wissenschaftliches Tun schließlich als Weltbewältigungsmaßnahme solchen Mitteln wie dem Glauben, dem Aberglauben, persönlicher Meinung und Gefühlen voraus.
Derjenige also, der sich auf dem Feld der Wissenschaft bewegen möchte, kann das Vorwort dazu benutzen, dass er oder sie persönlich bekundet, den Regeln oder Gesetzen der Wissenschaftlichkeit entsprechen zu wollen. Das ist ein Versprechen, von einem selbst verfasst und unterschrieben.
Zweiter Gedanke über das Vorwort: Dieses muss nicht zwangsläufig von einem selbst verfasst sein. Es kann auch der Feder eines anderen entstammen.
Dieser andere hat das erste Vorwort samt dem, was danach folgt, gelesen und in seinem wissenschaftlichen Blickfeld für gut befunden und attestiert in seinen vorangestellten Worten, dass mit der Arbeit ein wichtiger Beitrag auf dem Acker der Wissenschaft geleistet worden ist.
Also bedenken Sie beide Aspekte: Zielen Sie auf Aspekt Nummer zwei, dann sind Sie in jedem Fall auf der richtigen Bahn – wissenschaftlich und für Ihre Zukunft.
Doch zunächst der dritte Gedanke: Wie sollte ein Vorwort idealerweise aussehen? Was sollte es enthalten, was nicht?
Das eigentliche Vorwort ist eine Vorankündigung auf das, was ein Leser oder Benutzer zu erwarten hat. Maßvoll sollte es sein: Nicht dass man im Folgenden das Rad der Geschichte erfunden hätte, sondern dass man sich in seiner Aufgabenstellung in eine Forschungstradition einordnen möchte.
Die umfassende Darlegung der Forschungssituation hingegen sollte man nicht für das Vorwort, sondern in einem einleitenden Kapitel vorsehen.
Im Vorwort sollten auch keine Ergebnisse vorangestellt werden, allenfalls ein kurzer Hinweis auf die wissenschaftliche Methode oder die Bedeutung der ausgewählten Fragestellung im Rahmen der entsprechenden Wissenschaft.
Ein Vorwort kann unter anderem auch enthalten, welche Motivationen dazu geführt haben, dass man sich gerade zum Nachforschen über diese Fragestellung entschieden hatte: auch auf welche Schwierigkeiten man dabei gestoßen ist.
Welche Konsequenzen diese Arbeit für die Wissenschaft haben könnte, sollte man allenfalls nur andeuten. Sie sind besser angelegt in einem Nachwort, das einer erweiterten Zusammenfassung gleichkommt.
Ein Vorwort sollte nicht allzu lang sein, denn dann stößt es den Leser ab, auch das Folgende zu lesen. Es müsste konzise die wissenschaftlichen Absichten umreißen und eine auf Ausführlichkeit verzichtende Wegbeschreibung liefern, vielleicht vergleichbar einem wissenschaftlichen Horsd’œuvre oder Amuse-Bouche – allerdings in vollständigen Sätzen mit sinnvollen Überleitungen.
Abschließender Gedanke: Ein Vorwort muss nicht unbedingt sein, wenn der Text, die Hauptmahlzeit, sich selbst erklärt. Die Erfahrung allerdings lehrt: Als Geschmacks-Entrée ist es meist unverzichtbar.
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