Nach Bologna: Die schwere Geburt des Bachelors
Wer sich heute auf einen Studienplatz an einer deutschen Universität bewirbt, hat in der Regel keine Wahl: Die Mehrheit der Studiengänge wird nur noch als Bachelor-Studium angeboten, das sich wahlweise durch einen Master ergänzen lässt.
Die Zeiten der Verwirrung, in denen man sich zwischen Diplom bzw. Magister und Bachelor plus Master entscheiden musste, sind nun vorbei. Allein in Fächern wie Human-, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie gibt es noch das Staatsexamen, mit dem Ärzte und Apotheker die Approbation zur Ausübung ihres Berufes erlangen.
Einige wenige Universitäten halten, vor allem in technischen Fächern, nach wie vor am Diplom fest, sind aber die Ausnahme.
Magister vs. Bachelor
Inzwischen haben alle deutschen Universitäten ihr Studiensystem umgestellt und somit die Reformziele des Bologna-Prozesses umgesetzt. Sinn und Zweck der Reform ist bekanntlich die Internationalisierung der Studienabschlüsse, um die Mobilität von Akademikern innerhalb Europas zu fördern.
Der Bachelor stellt dabei eine Art Kurzstudiengang dar, der in 6 bis 8 Semestern für außerhochschulische Berufe qualifiziert und besonders praxisnah ist. Der darauf aufbauende Master ist als vertiefendes Zusatzstudium gedacht, in dessen Verlauf (2 bis 4 Semester) derselbe Wissensstand wie beim früheren Magister oder Diplom mit einer Regelstudienzeit von 9 Semestern erreicht werden soll.
Ein wesentlicher Unterschied und untrügliches Indiz für die Tendenz, das Studium verstärkt am Arbeitsmarkt und weniger an der Wissenschaft auszurichten, ist die Tatsache, dass hauptsächlich nur noch ein klar abgegrenztes Fach (1-Fach-Bachelor) und nicht, wie zu Zeiten des Magisters, fächerübergreifend studiert wird.
Die Folge ist ein spezifischeres, gleichzeitig aber auch eingeschränkteres Wissen, das, wenn man es auf die Spitze treibt, zur Ausbildung sogenannter Fachidioten führen kann.
In jedem Fall sollte sich der Student noch vor der Wahl des Studienfaches darüber informieren, welche weiterführenden Masterstudiengänge für den anvisierten Bachelorabschluss angeboten werden, da es an vielen Hochschulen nur begrenzte Auswahlmöglichkeiten gibt. Andernfalls riskiert man, nach der Bachelorarbeit keinen passenden Master zu finden und das Studium unfreiwillig abbrechen zu müssen.
Wie schneiden die neuen Abschlüsse bei den Arbeitgebern ab?
Zu Beginn der Umstellung genossen die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master bei deutschen Arbeitgebern noch relativ geringes Ansehen. Gerade akademische Titel wie Dipl.-Ing. galten schon immer als anerkannte Markenzeichen.
In Ermangelung einer Alternative verändert sich aber nach und nach die Einstellung der Unternehmen zum neuen Abschluss, allerdings wird der Bachelor von vielen nach wie vor als „Studium im Schnelldurchgang“ angesehen.
Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, sich rechtzeitig die Frage zu stellen, ob man noch einen Master anhängen möchte, und das Studium dementsprechend zu planen.
Für den beruflichen Werdegang ist ein Masterabschluss jedenfalls ein unbestrittener Pluspunkt.
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