Wie finde ich das (für mich) beste Lektorat für meine Abschlussarbeit?
Ist der Lektor Akademiker mit Universitätsabschluss?
Da Du eine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder gar eine Dissertation verfasst hast, sollte der Lektor, dem Du Deine Abschlussarbeit zur Überprüfung anvertrauen möchtest, selbst einmal eine solche Arbeit verfasst haben und somit auch den entsprechenden universitären Abschluss vorweisen können – im besten Fall natürlich promoviert oder sogar habilitiert haben. Dann weiß der Lektor aus eigener Erfahrung und Anschauung, worauf es beim Verfassen einer solchen Arbeit ankommt. Nun muss das aber noch kein Qualitätssiegel für einen guten Lektor sein; denn eine Arbeit selbst zu verfassen, bedeutet noch nicht automatisch, eine solche gut lektorieren zu können; der akademische Nachweis ist also eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für einen guten Lektor.
Welche Erfahrungen/berufliche Qualifikationen kann der Lektor nachweisen?
Der Lektor sollte also schon nachweisen können, dass er auf diesem Gebiet bereits möglichst mehrjährige Erfahrungen gesammelt hat. Da es den Ausbildungsberuf des Lektors nicht gibt, sich also im Grunde jeder so nennen darf – unabhängig von seiner tatsächlichen Qualifikation –, sollte der Lektor Referenzen über seine vergangenen Tätigkeiten vorweisen können. Optimal wäre es, wenn er eine Tätigkeit an der Universität ausüben würde oder ausgeübt hätte oder für einen Verlag tätig wäre, wo man das Rüstzeug zum Korrekturlesen und zum Lektorat erwerben kann.
Muss der Lektor Germanist sein?
Natürlich ist ein germanistisches Studium, das ja eine gewisse Kompetenz im Umgang mit der deutschen Sprache impliziert, für einen Lektor von Vorteil, aber keinesfalls zwingend. Ein Sozialwissenschaftler, ein Medienwissenschaftler, ein Historiker, ein Philosoph oder Wirtschaftswissenschaftler kann – gewisse Qualifikationen und Referenzen vorausgesetzt – ein ebenso guter Lektor sein. Dies hängt natürlich auch vom Themengebiet der zu lektorierenden Arbeit ab; aber das Fach des Studenten oder Doktoranden muss nicht zwingend identisch sein mit dem des Lektors. Eine gewisse Distanz, aus der man eine Arbeit unter die Lupe nimmt, kann durchaus für die sprachliche und grammatikalische Bearbeitung förderlich sein, wenn es nicht gerade um ein spezifisch inhaltliches Fachlektorat geht. Andererseits versteht es sich von selbst, dass ein Naturwissenschaftler nun nicht unbedingt eine germanistische Arbeit über romantische Lyrik oder ein Philosoph eine ingenieurswissenschaftliche Arbeit über Antriebstechnik lektorieren sollte.
Wie aussagekräftig sind Bewertungsforen?
Foren sind gewiss eine gute Sache, um die Meinungen und Erfahrungen anderer einzuholen, aber durchaus auch mit Vorsicht zu genießen, da nicht selten Enttäuschte, die überzogene Erwartungen gehegt haben, dort ihren Frust ablassen. Ein Lektor kann nicht – und darf vor allem auch nicht! – eine Arbeit komplett umformulieren; und so kann es immer wieder vorkommen, dass Studenten sich von einem Lektorat vielmehr, als realistisch ist, erwarten, nämlich eine Art Ghostwriting, was natürlich streng verboten ist. Insofern sollte man lieber sich selber eine Meinung vom Lektor bilden, indem man ihm gemäß dem oben Ausgeführten etwas genauer auf den Zahn fühlt und sich gegebenenfalls einmal ein Probelektorat von ein paar Seiten erstellen lässt.
Wie teuer darf ein Lektor sein?
Das ist naturgemäß eine schwere Frage, da es hier keinerlei Richtlinien und Vorgaben gibt, wie sie andere geschützte freie Berufe (wie der des Rechtsanwaltes oder Architekten) vorsehen, und demzufolge die Grenzen sowohl nach oben als auch nach unten offen sind. Wenn man von der Person des Lektors oder dem Unternehmen (Lektorat) wirklich überzeugt ist, sollte man es sich schon etwas kosten lassen, da man eine Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit in der Regel ja nur ein Mal im Leben verfasst. Andererseits bieten aber auch durchaus professionelle Lektorate spezielle Studenten- bzw. Doktorandentarife an, die – grob gesprochen – 2,50 EUR pro Seite (1500 bis 1800 Zeichen) nicht unter- und 5 EUR aber auch nicht überschreiten sollten.
Ist der Lektor auch persönlich/telefonisch erreichbar?
Um zum einen eine fruchtbare Arbeitsbeziehung für die Zeit des Lektorats aufzubauen und zum anderen auch eine persönliche Beratung vor und für eventuelle Nachfragen auch nach dem ausgeführten Korrekturlesen/Lektorat zu erhalten, sollte der Lektor auch telefonisch erreichbar und entsprechend auskunftsfreudig sein. Denn ein freundlicher und kompetenter Service schafft eine gute Arbeits- und Vertrauensbasis, damit man seine Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit auch in guten Händen weiß.
Verfasst von Christian Kelly
Der Autor ist Sozialwissenschaftler und Inhaber/Geschäftsführer von „Korrektur + Lektorat“ mit 22 freien Lektor(inn)en aus allen Fachbereichen. Er selbst war 20 Jahre als freier Lektor für verschiedene Fachverlage aus dem Bereich „Recht + Wirtschaft“ tätig.
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