Was es bei wissenschaftlichen Arbeiten im juristischen Bereich zu beachten gilt
Teil 2. Analyse des Sachverhalts bzw. der Aufgabenstellung
Auch wenn Sie den Eindruck gewinnen, noch nichts zu Papier gebracht und damit nichts erreicht zu haben: Es ist wichtig, dass Sie erst einmal Zeit in die Aufgabenanalyse investieren.
Notieren Sie alles, was Ihnen spontan einfällt. Vermerken Sie Verweise auf ähnlich erscheinende Fälle.
Es gilt, ein Gespür für das zu entwickeln, was letztlich erheblich sein wird. Sie werden anhand der Formulierungen der Aufgabenstellung merken, auf welche Punkte man Sie „mit der Nase stoßen“ möchte.
Nutzen Sie Ihre Notizen zur Recherche in Rechtsprechungsdatenbanken. Selbst wenn ein Urteil inhaltlich nicht genau Ihren Fall trifft, so können Sie hierdurch doch einen Eindruck davon gewinnen, welche Einflussfaktoren und Interessen man gegeneinander abwägen muss.
Bedenken Sie, dass Sachverhalte für Haus- und Seminararbeiten selten vollständig ausgedacht sind, sondern oft auf aktuellen oder klassischen Diskussionsthemen basieren.
Die Ausarbeitung des Gutachtens bzw. der wissenschaftlichen Bearbeitung
Egal, ob Sie sich für eine Systematisierung nach Sachverhaltskomplexen, oder eine andere Einteilung entscheiden: Halten Sie sich durchgängig an Ihr System.
Nehmen Sie den Wortlaut des Gesetzes als Leitfaden.
Was unproblematisch ist, können Sie kurz halten, nur was Fragen aufwirft, ist in einer Argumentation auszuarbeiten.
Bei einer Falllösung in einer Hausarbeit werden Sie selten mehr als zwei oder drei Problembereiche zu bearbeiten haben. Es mag eine Geschmacksfrage sein, welcher Seite man sich in einem Meinungsstreit anschließt, da jede abweichende Auffassung akzeptiert werden muss.
Dies mag stimmen, bedenken Sie jedoch, dass die Schwierigkeiten aufeinander aufbauen können. Wer sich gegen eine herrschende Meinung entscheidet, kann in der weiteren Prüfung vom Weg abkommen und Punkte umschiffen, die der Aufgabensteller von Ihnen angesprochen haben will.
Wenn Sie also einer Mindermeinung folgen, begründen Sie Ihre Entscheidung nachvollziehbar und knapp. Sie erleichtern Ihrem Korrektor die Arbeit, wenn Sie eine abweichende Meinung kennzeichnen und dann ein sauber ausgearbeitetes Hilfsgutachten folgen lassen.
Wenn Sie eine Schwerpunktarbeit oder juristische Dissertation schreiben, haben Sie es insofern einfacher, als dass Ihnen kein strenges Schema vorgesetzt wird, das bei einer Korrektur Schritt für Schritt überprüft werden kann.
Ihr Gestaltungsfreiraum ist damit größer, allerdings legt man Ihnen auch die wissenschaftliche Verantwortung auf, selbst eine Systematisierung und eine Schwerpunktsetzung zu erarbeiten.
Wenn Sie beispielsweise ein rechtsgeschichtliches Thema haben, können Sie historisch aufeinander aufbauend arbeiten. Als Faustregel muss immer gelten: Je freier Sie in Ihrer Gestaltung sind, desto mehr Eigenanteil muss die Arbeit auch enthalten. Seien Sie sich dessen bewusst und entwickeln Sie eine inhaltliche Richtschnur, an der Sie sich entlang arbeiten.
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