Wie zitiert man in einer Bachelorarbeit richtig?
Kleine Schule der Zitation (1)
Vom Umgang mit Primär- und Sekundärzitaten in wissenschaftlichen Texten
Sie haben sich im Rahmen der Literaturrecherche bereits durch einen Berg von Fachliteratur gelesen und wollen nun Ihr Wissen zu Papier bringen. Zwei Arten von Quellen wollen von Ihnen in Ihre Bachelorarbeit eingearbeitet werden: die Primär- und die Sekundärquelle.
Wie der Name bereits andeutet, versteht man unter einer Primärquelle den Ort, an dem ein Gedanke erstmals entwickelt und fixiert wurde. Wenn irgend möglich, sollten Sie auf den Schöpfer einer Theorie, einer Idee o.Ä. selbst zurückgreifen, sich also das Original beschaffen und daraus zitieren.
In einer Sekundärquelle dagegen wird der Gedanke aufgegriffen und weiterverwendet; er wird analysiert, interpretiert oder auch kritisiert.
So erlangt der Leser rasch einen Überblick, wie eine Idee oder Theorie im eigenen Fachgebiet eingeschätzt wird. Dies macht Sekundärquellen bei Studenten äußerst beliebt.
Doch hüten Sie sich davor, es sich zu bequem zu machen und ausschließlich auf Sekundärquellen zurückzugreifen. In den Augen Ihres Prüfers liefern Sie damit zu wenig Eigenleistung.
In den ersten Semestern mag das in Ordnung gehen; in einer Bachelorarbeit steuern Sie damit gezielt an einer guten Note vorbei.
Wann zitieren Sie aus einer Sekundärquelle?
Möglicherweise ist das Original, aus dem Sie zitieren möchten, vergriffen; die Fernleihe für ein seltenes Buch würde viel zu lange dauern; keine Bibliothek führt die Zeitschrift, in der der von Ihnen gewünschte Artikel erschienen ist. …
Nehmen wir also an, Sie haben sich nicht nur halbherzig bemüht; Sie haben tatsächlich sämtliche Möglichkeiten der Literaturrecherche, Angebote der Artikellieferdienste sowie den Markt gebrauchter Bücher über das Internet ausgeschöpft.
Wenn es nicht möglich ist, einen Text im Original zu besorgen, müssen Sie wohl oder übel auf eine andere Quelle zurückgreifen.
Vorsicht Falle!
Die ganz Schlauen kommen jetzt selbstredend auf den Einfall, schlichtweg vorzugeben, dass sie aus dem Original zitieren. Vorsicht! Das ist riskant; denn es kommt gar nicht so selten vor, dass der Autor, von dem Sie abschreiben, nicht sorgfältig gearbeitet, fehlerhaft zitiert oder bei den bibliografischen Angaben geschludert hat.
Unter Umständen hat Ihr Kollege einen dicken Grammatik- oder Tippfehler in den Text eingebaut oder lediglich die Abkürzung des Autorenvornamens notiert.
Fehlen etwa die Seitenzahlen und Sie erfinden selbige, so könnte Ihr Prüfer, der sich vermutlich gut auskennt, Ihnen diesen Täuschungsversuch übel anrechnen und jede Ihrer anderen Quellenverweise mit einem äußerst feinzinkigen Kamm bearbeiten.
Und wie zitiert man nun aus einer Sekundärquelle?
Auf jeden Fall müssen Sie in Ihrer Bachelorarbeit kennzeichnen, dass Sie aus einer Sekundärquelle zitieren. Dies geschieht durch den Hinweis „zit. n.“ für „zitiert nach“ sowie durch Angabe der von Ihnen genutzten Quelle.
Tauchen im zitierten Original doppelte Anführungszeichen auf, so werden daraus einfache.
Ein fingiertes Beispiel
Aus dem Buch Naturphänomene von Dietrich Dödel übernehmen Sie den Satz, der ursprünglich dem Werk „Tamias und ihre Lebensgewohnheiten“ von Hans Christian Fabel stammt: „Das auf einem aus Baumrinde bestehenden, gewellten Brett surfende Streifenhörnchen, fachsprachlich „Tamias“ genannt, wurde von einer amerikanischen Forschergruppe erstmals in Zentral-Mexiko gesichtet.“
Ihr Vollbeleg lautet wie folgt: Fabel, Hans Christian: Tamias und ihre Lebensgewohnheiten, Stuttgart 2001, S. 15, zit. n. Dödel, Dietrich: Naturphänomene, Hamburg 2011, S. 276.
Handelt es sich bei der zitierten Ausgabe von Hans Christian Fabel um einen Nachdruck der Originalausgabe von 1999, so ergänzen Sie die Quellenangabe durch Angabe des ursprünglichen Erscheinungsjahrs in eckigen Klammern: [Originalausgabe: 1999].
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